von Dr. med. Ernst Schrott (Vorstand Deutsche Gesellschaft für Ayurveda)

 

Die Strategie der Bundesregierung in der Corona-Endemie zielt fast ausschließlich auf zwei Bereiche:

  1. Schutz vor Infektion durch die verschiedenen Maßnahmen wie Maskenpflicht, Abstandhalten und Hygienemaßnahmen und
  2. Impfung.

Dagegen werden Maßnahmen zur Stärkung des eigenen Immunsystems so gut wie nicht in Betracht gezogen und schon gar nicht als dritte Maßnahme empfohlen, weder von den Virologen die die Regierung beraten, noch von den verantwortlichen Politikern. Dabei gibt es in der Wissenschaftsmedizin kaum Zweifel an der großen Bedeutung des körpereignen Immunsystems als Schutzeinrichtung gegen Infektionskrankheiten im Allgemeinen und gegen Covid-19 im Speziellen.

Aus Sicht der Deutschen Gesellschaft für Ayurveda e.V. (DGA) erscheint dies daher ein unvollkommenes Maßnahmenpaket. Wir halten einen ganzheitlichen und vor allem präventiven Ansatz für dringend notwendig. Die inzwischen weltweit angewendete und von der WHO als traditionelles Heilsystem anerkannte Ayurveda-Medizin besitzt einen Erfahrungsschatz von Jahrtausenden in der Anwendung von natürlichen Arzneimitteln und Therapien, gerade auch für die Prävention und Behandlung von Infektionskrankheiten.

Wissenschaftliche Studien im Zusammenhang mit Covid-19

Im Bemühen wirksame Medikamente gegen die Infektion und Erkrankung von Covid-19 zu finden, wurden inzwischen zahlreiche synthetische und natürlich vorkommende Substanzen wissenschaftlich untersucht und zum Teil klinisch getestet. Während Anti-Malaria-Mittel und herkömmliche Virenhemmer keine oder nur unbefriedigende Wirkung zeigten, erweisen sich zwei traditionelle ayurvedische Arzneipflanzen als vielversprechende Quelle.

Süßholzwurzel – potentielles Mittel zum Schutz gegen SARS-Corona-Viren

Bereits 2003 haben Wissenschaftler der Universität Frankfurt nachgewiesen, dass Glycyrrizinaus der Süßholzwurzel in vitro die Vermehrung (Replikation) der damaligen SARS-Corona-Viren hemmt (1). Von Forschern der Medical School of Hongkong und der Stanford University wurde jetzt ein weiterer Schutzmechanismus, auch gegen den aktuellen Corona-Virus nachgewiesen (2). Glycyrrhizin kann die Eintrittspforten für SARS-Corona-Viren an ACE2-Rezeptoren der Lunge wirksam blockieren und somit den Eintritt des Virus in den Organismus verhindern.

Ashwagandha – Traditionelle ayurvedische Arzneipflanze hemmt Schlüsselenzym der Virusvermehrung

Indische Wissenschaftler fanden heraus, dass der Wirkstoff Withanosid V aus der Wurzel von Withania somnifera (Ashwagandha), das Schlüsselenzym (M pro ) blockiert, das für die Vermehrung des Virus im Organismus verantwortlich ist (3).

Wirkstoffkombination aus Süßholz und Ashwagandha

Beide Arzneipflanzen werden in der Ayurveda-Medizin traditionell u.a. zur Stärkung des Immunsystems und gegen Infekte durch Viren und andere Krankheitskeime verwendet.

Beide Pflanzen haben zusätzliche Effekte, die sich bei Atemwegsinfekten schützend und heilungsunterstützend zeigen. Sie wirken entzündungshemmend, immunstärkend, hustenstillend und tonisierend.

Ein ayurvedisches Präparat, das die Wirkstoffe der beiden Pflanzen enthält, ist als traditionelles Nahrungsergänzungsmittel via Internet und in Apotheken auch in Deutschland rezeptfrei erhältlich. Es wird von Ärzten, die mit der Ayurveda-Medizin vertraut sind, seit Jahren erfolgreich vorbeugend zur Stärkung des Immunsystems und unterstützend zur Behandlung viraler Atemwegsinfekte eingesetzt. Bei Patienten mit Covid-19 Erkrankung, die in häuslicher Quarantäne waren, hat sich diese Wirkstoffkombination auffallend bewährt.

Diese Phytokombination wurde übrigens von der indischen Regierung der Bevölkerung schon zu Beginn der Covid-19 Pandemie präventiv zur Einnahme empfohlen, neben drei weiteren pflanzlichen Präparaten.

Antivirale Eigenschaften der Ingwerwurzel

Neben zahlreichen weiteren Natursubstanzen hemmen auch die Wirkstoffe der Ingwerwurzel, einer im Ayurveda häufig verwendeten abwehrstärkenden Arzneipflanze, die Vermehrung von Viren im Körper und verringern das Risiko einer Infektion. Darüber hinaus wirkt Ingwer nicht nur gegen Viren, sondern auch gegen pathogene Bakterien und stärkt das Immunsystem (4).

Vitamin C, Vitamin D3 und Zink

Vitamin C, Vitamin D3 Zink sind bekannte Wirkstoffe für ein funktionierendes Immunsystem. Die englische Regierung erwägt derzeit Vitamin D3 präventiv zur Stärkung des Immunsystems und gegen Covid-19 einzusetzen und hat Wissenschaftler beauftragt, Dosierungsempfehlungen für die Bevölkerung zu erstellen. Wie die britische Zeitung The Guardian in seiner Ausgabe vom 14. November berichtet, will die Regierung um Premierminister Boris Johnson offenbar die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln empfehlen. Risikogruppen sollen darüber hinaus kostenlose Vitamin-Präparate erhalten. In Schottland ist dies jetzt schon der Fall.

Es sei darauf hingewiesen, dass auch Gesundheitsminister Spahn, laut einem Interview, von seinem behandelnden Arzt während seine Covid-19 Erkrankung, Vitamin D3 und Zink erhalten haben soll.

Licht, Luft, Sonne, Bewegung und Sport – äußerst wichtig für ein gesundes Immunsystem

Ein von der Bundesregierung in Auftrag gegebenes Video möchte junge Menschen dafür gewinnen, während des derzeitigen Teil-Lockdowns zu Hause zu bleiben, um in Zweisamkeit die Zeit auf der Couch, vor dem Fernseher und mit Junk-Food zu verbringen. Das ist schon gut gemeint und soll ja dazu anregen, die Kontakte untereinander und damit die Infektionsrate zu reduzieren. Der Gesundheit dient eine solche Freizeitgestaltung aber wohl eher nicht und es stellt sich auch die Frage, ob junge Menschen angesichts der Lockdowns und der Firmenpleiten und Jobverluste und der damit verbundenen Sorgen, sich von so einem Video überhaupt angesprochen fühlen.

Dagegen wurde während des ersten Lockdowns von Virologen der Aufenthalt in frischer Luft und Sonne, auch in Verbindung mit individuellem Sport, ausdrücklich empfohlen, auch weil dadurch bekanntermaßen die Gesundheit gefördert und das Immunsystem gestärkt werden.

Angst schwächt das Immunsystem

Derzeit erleben wir eine Spaltung der Bevölkerung, was sich auch in den täglichen Gesprächen und Diskussionen mit Patienten in vielen Arztpraxen widerspiegelt: Angst auf der einen und zunehmende Ablehnung der Corona-Schutzmaßnahmen auf der anderen Seite. Negative Emotionen wie anhaltende Ängste, Sorgen, Hoffnungslosigkeit und Vertrauensverlust, schwächen nachgewiesen das Immunsystem. Bei allem Verständnis für notwendige Maßnahmen und Aufklärung zum Schutz der Bevölkerung, vermissen wir eine Sprache der Hoffnung, der Zuversicht und des Vertrauens bei Politik und Medien, die hier eine besondere Verantwortung tragen.

Ein wohltuender und vertrauensfördernder Schritt in diese Richtung wäre auch, wenn die Politik, in Abstimmung mit Experten der verschiedenen medizinischen Fachrichtungen, einschließlich Vertretern anerkannter Verbände der komplementären Medizin, Möglichkeiten zur Stärkung des Immunsystems evaluieren und der Bevölkerung geeignete Mittel und Maßnahmen als dritte Strategie zum Schutz vor Corona empfehlen würde.

 

Literatur:

(1) Cinal J, Morgenstern B, Bauer G, Chandra P, Rabenau H, Doerr HW. Glycyrrhizin, an active component of liquorice roots, and replication of SARS-associated coronavirus. Lancet 2003: 361: 2045-2046.

(2) Hansen Chen, Qiaohui Du. Potential natural compounds for preventing SARS-CoV-2 (2019-nCoV) infection.https://www.researchgate.net/publication/339399846_Potential_natural_compounds_for_preventing_SARS-CoV-2_2019-nCoV_infection

(3) Manish Kumar Tripathi, Pushpendra Singh, Sujata Sharma, Tej P. Singh, A. S. Ethayathulla & Punit Kaur(2020). Identification of bioactive molecule from Withania somnifera (Ashwagandha) as SARS-CoV-2 main protease inhibitor, Journal of Biomolecular Structure and Dynamics, DOI: 10.1080/07391102.2020.1790425

(4) Chang JS, Wang KC, Yeh CF, Shieh DE, Chiang LC. Fresh ginger (Zingiber officinale) has anti-viral activity against human respiratory syncytial virus in human respiratory tract cell lines. J Ethnopharmacol 2013; 145: 146-151.

 

Verfasser:

Dr. med. Ernst Schrott
Arzt für Naturheilverfahren

Vorstand Deutsche Gesellschaft für Ayurveda

Leiter Deutsche Ayurveda Akademie

Steyrerweg 11
D- 93049 Regensburg

Tel. +49941-25040
www.vedamed.de
dr.schrott@vedamed.de

 

Informationen für die Presse:

Bedeutung der ayurvedischen Medizin in Deutschland

Die Deutsche Gesellschaft für Ayurveda (DGA) wurde 1983 von Ärzten gegründet, deren Ziel es war, Ayurveda im Westen zu etablieren und Ayurveda in das westliche Gesundheitssystem zu integrieren. Es ist der älteste und größte ayurvedische Ärzteverband in Europa.

Es gibt inzwischen zwei ärztliche Fachgesellschaften in Deutschland, die DGA und die DÄGAM, die den Ayurveda vertreten. Zudem existiert seit 2019 der Ayurveda-Dachverband Deutschland (ADAVED).

Durch die engagierten und anhaltenden Aktivitäten der Ayurveda-Ärzteverbände, zum Beispiel durch wissenschaftliche Symposien, Vortragstagungen, Kontakte mit Krankenkassen, Publikationen und Veröffentlichung wissenschaftlicher Werke, hat der Ayurveda in Deutschland enorme Popularität und Akzeptanz erlangt, auch in der Wissenschaft.

 

Wissenschaftliche Forschung

Zahlreiche wissenschaftliche Publikationen und Forschungen weltweit und in Deutschland bezeugen die Bedeutung der ayurvedischen Medizin für ein modernes Gesundheitssystem, das neben präziser Wissenschaft auch einen ganzheitlichen Ansatz, vor allem für Prävention,dringend bedarf.

Es darf beispielhaft auf die Arbeiten von Prof. H.T.P. Ammon, Universität Tübingen, hingewiesen werden, der die Wirkmechanismen der entzündungs- und tumorhemmenden Wirkung von Sallaki (Boswellia serrata, Harz des indischen Weihrauchbaumes) entschlüsselt hat. Dieses traditionelle ayurvedische Mittel wird inzwischen als Folge der wissenschaftlichen Erkenntnisse auch an deutschen Universitätskliniken zur Behandlung chronischer Entzündungskrankheiten und zur Rückbildung des Hirnödems bei Gehirntumoren eingesetzt. Zu den umfangreichen wissenschaftlichen Publikation über Ayurveda siehe auch

 

Große Akzeptanz in der Bevölkerung

In den letzten 30 Jahren haben mehrere hunderttausend Menschen in Deutschland Ayurveda- Behandlungen in Anspruch genommen und Linderung oder Heilung ihrer chronischen Leiden erfahren. In der staatlich anerkannten Ayurveda-Privatklinik Bad Ems (www.ayurveda-badems.de) wurden seit ihrer Gründung mehr als 28000 Patienten behandelt, die zum Teil an schweren chronischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Rheuma, Magen-Darmkrankheiten, psychosomatische Störungen, Schlafstörungen, Burnout u.a. gelitten haben.

 

Ärzteausbildung in ayurvedischer Medizin als Fortbildung anerkannt

Die von der DGA gegründete Deutsche Ayurveda Akademiebildet Ärzte und Heilberufe in ayurvedischer Medizin aus (www.ayurveda-seminare.de). Die Fortbildungen werden von den jeweils zuständigen Landesärztekammern als Fortbildung für Ärzte anerkannt und zertifiziert.

 

Förderung von Ayurveda und Yoga in Deutschland auf Regierungsebene

Auch auf Regierungsebene wurde die Bedeutung des Ayurveda und sein Potential für das deutsche Gesundheitssystem erkannt.Bundeskanzlerin Angela Merkelhat diesbezüglich im November 2019 bei einem Staatsbesuch gemeinsam mit dem indischen Premierminister Narendra Modieine Absichtserklärung zur weiteren Förderung von Ayurveda und Yoga in Deutschland unterzeichnet.

Vermutlich als Folge dieser Übereinkunft haben das Ministry of Science and TechnologyIndiens und das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) kürzlich Gelder für die Erforschung ayurvedischer Therapien ausgeschrieben.

Englische Übersetzung dieses Artikels: https://www.imavf.org/blog/2020/12/04/covid-19-why-so-few-recommendations-for-strengthening-the-immune-system/

 


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